bo-aktiv - die Initiativenplattform

Konzepte zur Nachnutzung des BVZ

Das Netzwerk »Stadt für Alle« hat im Mai und im Oktober 2024 auf zwei Veranstaltungen überzeugende Nachnutzungskonzepte für das BVZ vorgestellt:

Der Entwurf des Architekten Lennard Flörke sieht vor, im Gebäude 100 Sozialwohnungen einzurichten und mit öffentlicher Infrastruktur wie zum Beispiel einer KiTa und einer Kantine zu kombinieren. Zwei Studierende der FH Dortmund präsentierten ein Konzept aus dem Bereich der Health Care für barrierefreies und rollstuhlgerechtes Wohnen. Auch in ihrem Entwurf sind öffentlich nutzbare Flächen vorgesehen sowie ein großzügiger offener Durchgang in den angrenzenden Appolonia-Pfaus-Park. Beide Konzepte würden die ursprüngliche gemeinwohlorientierte Funktion des Gebäudes erhalten.

Lennard Flörke schreibt in seiner Kurzbeschreibung zum Konzept:

»In Bochum geboren und aufgewachsen, war mir das BVZ in seiner Funktion als Stadtbücherei ein stetiger Begleiter. Die Masterthesis zielt darauf ab, eine realpolitische Debatte über den Erhalt des BVZ anzustoßen. Der Titel „Du bist keine Schönheit?“ zitiert den berühmten Popsong „Bochum“, den Herbert Grönemeyer in den 1980er Jahren schrieb, um die Zuneigung zu seiner Heimatstadt auszudrücken, und hinterfragt die Betonung ästhetischer Werte in der Debatte um den Erhalt ähnlicher Gebäude wie das BVZ.

Neben einer umfassenden Analyse verfolgt die Arbeit den Ansatz, einen realisierbaren Entwurf für die Umnutzung des Bestands zu formulieren, um eine konkrete Perspektive und somit greifbaren Diskussionsbeitrag zu liefern sowie Imaginationen im Zusammenhang mit dem teils ungeliebten Bau zu wecken. Voraussetzung für den Fortbestand des Baus ist ein neues Programm, da alle bestehenden Nutzungen umziehen werden. Als Reaktion auf den auch in Bochum angespannten Wohnungsmarkt, die Ressourcen-bedingte Notwendigkeit der Umnutzung von Bestandsgebäuden sowie die städtebauliche Grenzlage zwischen Geschäftsbereich und Wohnquartier untersucht die Arbeit eine Umnutzung des BVZ als Wohngebäude.

Die Flächen des Erdgeschosses sowie ersten Obergeschosses bleiben weiter öffentlichen Versorgungseinrichtungen vorbehalten. Neben einer Kindertagesstätte mit öffentlich zugänglichem Indoor-Spielplatz findet eine 2-zügige Grundschule mit öffentlich zugänglicher Mensa Platz. Die darüber liegenden Büroflächen der städtischen Verwaltung werden zu einem heterogenen Mix an Wohnformen umgewandelt. Der Großteil der Wohnungen erfüllt die Anforderungen des sozialen Wohnungsbaus und kann flexibel erweitert oder verkleinert werden. Das Wohnungsangebot wird um Maisonette-Wohnungen mit 2 Schlafzimmern und Clusterwohnungen erweitert. Die Einheiten werden über die Innenhöfe der achteckigen Gebäudeteile und Laubengänge erschlossen.

Wenngleich die programmatischen Eingriffe substanziell sind, wird sowohl inhaltlich als auch in den Plandarstellungen versucht, den Charakter des Baus in hohem Maße zu berücksichtigen und aufzuzeigen, dass dieser in der Lage ist, durch einfache Eingriffe einen funktionellen Wandel zu vollziehen und den Geist des Wohlfahrtsstaats fortbestehen zu lassen Die Bearbeitung folgt daher den einfachen Fragen, was minimal notwendig und maximal zuträglich ist. So wird der Bestand etwa für die Erschließung und Belichtung der Wohnungen über zwei Fassaden in den Obergeschossen um neue Laubengänge erweitert. Dem Mittelflur aus dem Bestand kommt als neue Versorgungszone jedoch weiter eine wichtige Funktion zu. Er bleibt darüber hinaus durch den Fußbodenbelag und die abgehängte Decke ein sichtbarer Zeuge der Geschichte des Baus.«

Wir dokumentieren hier den Konzeptentwurf von Lennard Flörke, der auch den »Euregional Prize for Architecture 2024« gewann.

Download Konzeptentwurf zur Nachnutzung des BVZ von Lennard Flörke (externer Link PDF, 48 MB)